Gelebtes

"Die Stunden am Webstuhl waren mein Leben"

aus den Notizen von Luise Quartero-Bleiker


Luise Quartero-Bleiker (LB) fand in der Kunst einen wunderbaren Ausgleich zum Arbeitsalltag in Haushalt und Familienunternehmen. Bereits in ihrer Jugend, mit 20 Jahren, war sie die kreative Leiterin des Keramikateliers Aux Arts Céramique in Solothurn. Zeitlebens war die bildende Kunst für sie das Medium, um ihre Gefühle auszudrücken und Erlebtes in ihrer Sprache zu visualisieren.
Museen und Ausstellungen waren ihre Muse, ihr Webstuhl aber das eigentliche Herzstück ihres Künstlerinnenlebens. In ihren persönlichen Notizen vermerkte sie den Satz: „Die Stunden am Webstuhl waren mein Leben“.

Inmitten von Pflanzen hatte der antike Webstuhl aus dem 19. Jahrhundert seinen festen Platz im Haus. Dornröschengleich wartete er auf die geschickten und begabten Hände von Luise, die wann immer sie Zeit fanden, mit Schiffchen und Zettel Kreationen von Farben, Sonne, Poesie, aber auch Sehnsucht schrieben.

Zusammen schufen sie Zyklen von Wandbehängen, welche das ganze Haus belebten, in Ausstellungen Besucher in Bann nahmen oder auch zusammen gerollt, bescheiden in einer Nische schlummerten.

Luise war Mitglied der Vereinigung der Weberinnen Burgdorf und der GSMBA, dem Verband Schweizer Architekten, Maler und Bildhauer.

Reisen in fremde Kulturen waren ihre Lebensfreude

Für ihre Kinder waren die schönsten Momente der Kindheit, wenn sie mit ihrer Mutter auf Reisen gingen, sei es in die Berge im Winter oder nach Italien im Sommer. 1966 unternahmen sie bereits eine grosse Seereise an der Seite der Eltern mit Jerusalem als Endziel – ein richtiges Abenteuer. Später entdeckten sie mit ihrer Mutter auch die griechischen Inseln und die Kultur der Antike. Damit hatte ihre Mutter sie unwiderruflich mit dem Virus „Reisefieber“ angesteckt.

Als das unternehmerische Fundament gefestigt war und die Kinder erwachsen, unternahm Luise im Zeitraum von 1970 bis 2000 Reisen kreuz und quer über den Globus. Die Reisen führten über Land von Europa nach Istanbul, Persien, Afghanistan, Pakistan bis Indien und von Nordamerika bis Feuerland in Südamerika. Auf Reisen war Luise oft mit einer „verschworenen“ Gruppe, welche mit einem Schlafkojen-Reisebus über Wochen und Monaten unterwegs war.

Für Luise waren die Eindrücke fremder Kulturen wichtig und nicht der Reiseluxus.  Es war eine Zeit in der noch analog auf Zelluloid das Gesehene fotografiert wurde. Eine Zeit, in der die Koordinaten mit Postkarten an die Lieben mitgeteilt wurde und exotische Briefmarken und Stempel den Geruch der Ferne ins Haus wehen liessen. Von jeder Reise zeugen kommentierte Fotoalben und örtliche Trachtenpuppen.

 1994 besuchte Luise auch das Knüpferatelier ihres Sohnes und seiner Lebenspartnerin in Kathmandu, Nepal. Dort realisierte sie mit den nepalesischen Knüpfern mehrere ihrer Teppichentwürfe.

Mit der Beendigung der Geschäftstätigkeit 1992 nutzte das Paar die neue Freiheit zu zweit, um verschiedene Ausflüge zu unternehmen. So besuchten sie immer wieder die Opernfestspiele in Verona und viele Bekannte und Verwandte in Nah und Fern. Ihr Haus in Herzogenbuchsee war fortan auch immer ein Treffpunkt vieler Reisender aus Freundes- und Verwandtenkreisen aus aller Welt. Für die Besucher stand immer Gästewohnung in Bützberg zur Verfügung.

Foto: aus Familienalbum "Reise in den Kaschmir"